Rappelvoll, fetzig, interaktiv und ein Riesenspaß für alle!
Ro Kuijpers (links) und Enrique Ugarte - in Oberkirch spielen sie erstmals zusammen. Beide haben vielfältigste Konzerterfahrungen rund um den Globus gesammelt. In Oberkirch wagen sie beide ein Kabinettstück .
Was Enrique Ugarte (Akkordeon) und Ro Kuijpers (Percussion) in der aus allen Nähten platzenden Mediathek Oberkirch beim Familienkonzert „Musik Erleben. Verstehen“ musikalisch aus dem Hut zauberten war erste Klasse und höchst amüsant für Groß und Klein.
Zusätzliche Stuhlreihen müssen gestellt werden, weil der Andrang des Publikums enorm ist. Das ungewöhnliche Programm lockt. Die beiden Spitzen-Musiker genießen, jeder in seinem Bereich, internationalen Ruf, der eine im Tango, der andere im Salsa. Sie haben aber noch nie miteinander gespielt. Zwei unterschiedliche Musik- und Tanzstile, die eigentlich kaum Berührungspunkte haben, werden erstmals zusammengeführt. Das Ganze ohne Probe, live vor Publikum. Oberkirchs Mediathek-Bühne wird für eine Stunde zum "Experimentier-Studio" mit hohem Glamour-Faktor.
"Hör mal, fällt Dir zu dem Rhythmus, was ein? "- Die Scheinwerfer eingerichtet. Kurzer Soundcheck. "Klasse Akustik, aber Vorsicht mit den Congas, bitte leiser, sonst deckst du das Akkordeon zu." - Kurz die Abstände zwischen den Schlagwerken geprüft, passt! - 14.30 Uhr erste Gäste an der Kasse, uuiih, das wird voll heute, lieber noch schnell ein paar Stuhlreihen aufgestellt. Noch kurze Absprachen mit Moderator Simon Moser und schon geht's los ...
Der Programmtitel „Tango. Salsa. – Das Experiment“ passt. Künstlerischer Leiter und Moderator Simon Moser pirscht sich mit den beiden „erfahrenen Hasen“ langsam ran. Jeder stellt zunächst sein Instrument vor, gibt Klangbeispiele, erläutert Spielweisen, erzählt ein bisschen aus dem ereignisreichen Künstlerleben und dann das erste gemeinsame Stück.
„Der Frühling“ aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ bringt Verblüffendes: Virtuoses Akkordeonspiel kombiniert mit Gezwitscher aus drehbaren Vogelpfeifen, Rhythmuseffekte mit Eierschneider, Checkkarte und der absolute Clou – Meisje und Willem, zwei Spielzeug-Tröten in Form eines rosa und eines grasgrünen Schweins. In der Hand eines Könners ein wahres Percussion-Feuerwerk – das Publikum, vor allem auch die Kinder, außer Rand und Band. Die beiden Musiker suchen sich, finden sich, sind voneinander selbst verblüfft, haben Spaß. Das Publikum spürt: So einen „jungfräulichen“ Moment gibt es selten in einem Konzert. Ein besonderer Zauber liegt im Veranstaltungssaal der Mediathek.
Was man mit zwei Tier-Tröten anstellen kann, demonstriert Ro Kuijpers - Rhythmusmagier und Entertainer. Enrique Ugarte brilliert mit Klängen aus seiner baskischen Heimat, mit Bachs d-moll Toccata für Orgel und zaubert beeindruckende Sounds mit seinem handgefertigten, 40 Jahre alten Akkordeon. Ein magischer Moment entsteht durch das Publikum, das kurzzeitig rhythmisch klatschend den Impuls an sich reißt, die Musiker passen sich gekonnt an - das ein wahrhaftiges Miteinander zwischen Künstlern und Publikum, wie man es nicht planen kann. Es entsteht einfach - Magic!
Ugarte und Kuijpers probieren immer mehr. Das Publikum lässt sich mitreißen. Orientalische Weisen, Swing, Jazz, Tango, Salsa und wieder Klassik zum Abschluss. Mozarts „Kleine Nachtmusik“, erneut mit Meisje und Willem, den beiden Tier-Tröten. Im Laufe des gut einstündigen Programms wird das Publikum als klatschende Rhythmusgruppe eingebaut, rhythmisches Wippen in den Stuhlreihen, ein Paar aus dem Publikum tanzt in den Gängen anmutig Tango, sechs kleine Jungs schauen Ro Kuijpers beim Cajon-Spiel aus nächster Nähe auf der Bühne zu.
Musik höchster Güte, alles improvisiert, die Kinder aber auch die Erwachsenen erleben Musik zum Anfassen und es wird viel gemeinsam gelacht. Riesenapplaus zum Schluss und die Gewissheit, dass auch die Menschen in Trinidad und New York Freude an den beiden Musikern haben werden. Denn nach dem Experiment in Oberkirch gehen Kuijpers und Ugarte Anfang Februar, zusammen mit einigen Musikern des Zeltmusikfestivals (ZMF) auf große Tournee. Eine tolle Kooperation, die da mit Oberkirch und dem ZMF zustande kam, eingefädelt von Alexander Heisler (ZMF-Macher) und Simon Moser.
Wie es bei „Musik Erleben. Verstehen“ weiter geht? – Am 04.03. mit Jessica Gall, Deutschlands sanftester Jazzstimme, und ihrer Berliner Band sowie Pedal-Steel-Virtuose Jo Ambros – Thema: Perfect Picture – Eine Jazz-CD entsteht.
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